Brasilien (2)


30.04.2017,

 

Grüezi miteinander,

 

Brasilien ist das fünft grösste und fünft bevölkerungsreichste Land der Erde. Wir waren nach unserem Abstecher ins Pantanal und den Iguaçu Wasserfällen im Oktober nun zum zweiten Mal in diesem wunderschönen Land.

 

Wir sind von Santiago de Chile nach Rio de Janeiro geflogen und haben uns dort gleich sieben Tagen nieder gelassen. Rio ist eine aussergewöhnliche Stadt. Berühmt für viele Dinge wie den Zuckerhut, den Corcovado mit der Christus-Statue, die Strände Copacabana und Ipanema, das Museum von Morgen oder die berüchtigten Favelas. Letztere haben uns speziell imponiert. Wir haben eine halbtägige Tour in die grösste Favela Südamerikas gemacht und waren sprachlos darüber wie Armut und Reichtum in Rio nur eine Strasse auseinander liegen. Die Favelas sind Teil der Geschichte Brasiliens und sind aus Rio nicht wegzudenken. Neben der geführten Tour hatten wir noch unser eigenes ganz spezielles und unvergessliches Erlebnis in einer Favela aber diese Geschichte erzählen wir euch vielleicht einmal bei einem Glas Wein wenn wir wieder zu Hause sind.

 

Nach Rio ging es weiter ins schöne koloniale Städtchen Paraty ca. 200 km südlich von Rio. Dort machten wir eine Bootstour zu den nahen Buchten und streiften durch die alten Gassen bevor es nach zwei Tagen schon wieder weiter nach Ubatuba ging. Wir wohnten für fünf Tage in einem netten kleinen Surferhostal gleich am Strand und genossen ein paar ruhige Tage. Mal abgesehen von jeweils hart umkämpften UNO-Partien an den Abenden.

 

Letzte Station war São Paulo, die grösste Stadt Südamerikas. Wir besuchten das Fotomuseum und schauten uns die lokale Strassenkunst mit einer Tour an. Bei einer kleinen Pause während der Tour entdeckten wir in einem Kulturcenter einen Raclettestand. Wir konnten einfach nicht widerstehen und genossen jeden Bissen der geliebten und köstlichen Mahlzeit. Nach zwei Tagen in São Paulo stiegen wir erneut ins Flugzeug und reisten nach Bogotá. Dabei flogen wir über den Amazonas und konnten aus der Höhe das Ausmass des grössten Tropenwaldes der Welt bestaunen. In unserer neuen Galerie findet ihr einige Bilder zu unserem zweiten Besuch in Brasilien.

 

Mittlerweile sind wir zurück in Cartagena de Indias, hier wo wir vor fast 12 Monaten mit dem Segelschiff anlegten und zum ersten Mal Südamerika betraten. Hier beenden wir nun unsere Südamerikareise und besteigen am 3 Mai ein Frachtschiff nach Sydney. Wir sind traurig, dass wir diesen wunderschönen Kontinent nun verlassen müssen, freuen uns aber auch auf neue Abenteuer im Down Under.

 

Die nächsten 23 Tage sind wir komplett offline und melden uns wieder sobald wir wieder festen Boden unter den Füssen haben. Dieser Link ist für diejenigen die unsere Schiff die "Berhard S" verfolgen wollen. (Wir haben das Schiff die letzten Wochen ebenfalls etwas verfolgt, leider funktioniert das aber mitten auf dem Pazifik wohl nicht immer. Ihr müsst euch also nicht gleich sorgen machen sollte das Schiff nicht auffindbar sein.)


12.04.17, (1 JAHR unterwegs)

 

Heute sind wir seit genau einem Jahr, 365 Tagen, oder 8'760 Stunden unterwegs auf unserer Reise um die Welt. Manche meinen wir seien noch nicht weit gekommen, schliesslich sind wir nach einem Jahr immernoch in Lateinamerika. Im Moment sind wir in Rio de Janeiro. Doch immerhin haben wir schon rund 71'000 km mit Flugzeug, Schiff, Zug, Bus und Auto zurückgelegt und durften unglaublich viel erleben. In drei Wochen ist es endlich soweit und wir machen uns auf nach Australien, obwohl wir noch lange nicht alles gesehen haben was es in der neuen Welt zu sehen gibt. Zur Feier des Tages wollen wir euch einmal einen etwas anderen Einblick in unseren Reisealltag geben in der Form von einigen ausgewählten Reiseanekdoten und Dingen, die wir einfach mal sagen wollen.

 

 

Samantha und die Tiere:

Man kann es nicht anders sagen: Die Südamerikaner lieben Haustiere. Sie lieben sie so sehr, dass sie ihren Kindern zum erfolgreich abgeschlossenen Schuljahr Welpen schenken oder ein kleines Büseli oder beides; sicher ist sicher. Leider lieben sie ihre Haustiere nicht so sehr, dass sie diese kastrieren, ihnen Chips einpflanzen oder sie in ihr Haus lassen. So gibt es auf diesem Kontinent eine riesige Anzahl frei herumlaufender Tiere, welche vielleicht wem gehören, vielleicht auch nicht. Auf unserer Reise mit Monty sind wir vielen Tieren begegnet und haben viele Geschichten über ausgesetzte Tiere gehört. In uns beiden ist die Freude und das Mitgefühl an den Tieren erwacht und wir haben uns meistens über ihre Anwesenheit auf den verschiedenen Campingplätzen und anderen Orten gefreut. Es fing alles in Kolumbien an, als wir auf der wunderschönen Kaffeefarm Hacienda Venecia den ersten Hund fotografierten. Er war eine lustige Kreuzung zwischen Mops und anderem Minidog und einfach so süss, es war um mich geschehen. Natürlich durften auch die Namen nicht fehlen. Die Hunde wurden nach Aussehen und aktuellem Hörbuch benannt, z.B. Sirius Blackandbrown oder manchmal auch einfach nur nach ihrer markantesten Eigenschaft, z.B. Flauschiohrdoggie. Während ich mich jedes Mal über die Hunde und Katzen freute und diese fleissig streichelte, knipste Fabio fröhlich weiter und wir könnten nun die ganze Galerie mit Fotos von mir und Tieren füllen. Machen wir aber nicht. Wir haben die besten Fotos ausgesucht und eine Collage daraus gemacht.

Sam und all die herzigen Büselis und Doggies
Sam und all die herzigen Büselis und Doggies

 

 

 

 

"I have the cat":

Bei einem unser ersten Campingplätze in Kolumbien machten wir eine lustige Erfahrung mit dem lokalen Ungeziefer. Ich wollte gerade ein leckeres Frühstück in der Küche des Campingplatzes zubereiten, als ich plötzlich ferstellte, dass die ganze Küche voller Mäuse war. Als ich dem Besitzer, einem britischen Ökobauern/Hotellier und Entertainer davon berichtete, verfiel dieser in eine leichte Hysterie. Er verliess die Küche und war für einige Zeit verschwunden, wobei Sam und ich ihn in der Ferne noch heftig über das neue Ungeziefer referieren hörten. Plötzlich kam er triumphierend mit den Worten "I have the cat" in die Küche zurück, mit dabei seine überdurchschnittlich genährte Katze. Er schmiss die Katze mit den Worten "do your work" zu Boden und hoffte auf Besserung des Problems. Leider war der Katze überhaubt nicht danach Mäuse zu jagen und sie legte sich gemütlich in eine Ecke schlafen. Weil wir noch am gleichen Tag weiter reisten, wissen wir bis heute nicht, ob die Katze doch noch auf die Jagd gegangen ist. Trotz der Mäuse würden wir den Ort weiterempfehlen.

Hier der Link zu diesem Paradies auf Erden, wie es der Besitzer selber nannte. (http://www.lapachahostel.com)

 

 

 

Die Rentner mit Ihren Häusern auf Rädern:

Ein Wort, nein, vielmehr eine Kultur, welche wir auf unserer Südamerikareise mit dem Auto gelernt haben ist das "Overlanden". Overlander sind Menschen, welche mit dem eigenen Fahrzeug ein Land, einen Kontinent oder die Welt bereisen. So haben wir auf unserem Weg in den Süden viele dieser Overlander kennengelernt und mussten feststellen, dass diese zu 60 Prozent aus Deutschen und Schweizer (Früh-) Rentnern besteht. Von diesen 60 Prozent haben 80 Prozent ein Auto, welches als Lastwagen deklariert wird und von Diesen können 97 Prozent keinen Satz auf Spanisch sprechen. Wieso denn auch?! Man kann die Zeit ja sehr gut in seinem eigenen Camper verbringen und einfach die Landschaft geniessen. Andere Kulturen sind doch sowieso überbewertet, oder?

Wir malen hier ein bisschen gar schwarz aber ganz ehrlich: Wir sind einigen solchen Reisenden begegnet und uns gefällt dieser Reisestil nicht. Lieber blieben wir zu Hause in unserem Ottonormalverbraucherreihenhäuschen wo die Tagesschau pünktlich um 19.30 Uhr auf dem SRF läuft und wo wir unsere Nachbarn mit gutem Gewissen ignorieren können.

Übrigens sind die restlichen 40 Prozent Reisende aus aller Welt und in jedem reisetauglichen Alter. Es sind Einzelne, Paare, Gruppen und Familien, alle mit oder ohne Haustier(e). Und diese fahren mit jedem fahrtauglichen Gehülse, sei dies ein Motorrad, ein Wohnmobil, ein Bus oder einfach nur eine alte Ente. Mit unserem Monty gehörten wir also voll dazu und kamen mit der lokalen Bevölkerung, sowie mit anderen Reisenden gleichermassen in Kontakt und hoffen einige dieser Menschen irgendwo und irgendwann wieder zu sehen.

Wir mit anderen Overlandern in Kolumbien. Leider kein Lastwagencamper dabei aber die Ente ist drauf (zumindest die Hälfte).
Wir mit anderen Overlandern in Kolumbien. Leider kein Lastwagencamper dabei aber die Ente ist drauf (zumindest die Hälfte).

 

 

Gypsies seit einem Jahr:

Ich steuere seit kurzem auf die 30 zu, einem Alter bei dem man schaut was man schon alles erreicht hat im Leben. Naja ich möchte es mal so sagen: Ich bin 29, seit über einem Jahr arbeitslos, ledig, kinderlos und ich wohnte bis vor zwei Wochen in meinem Auto. Zum Glück gibt es immer zwei Seiten einer Medaille und ich könnte es auch so sagen: Ich bin 29 und habe gerade das beste Jahr meines Lebens hinter mir. Zusammen mit Sam erfülle ich mir einen Lebenstraum. Wir konnten Kondore beim fliegen zusehen, riesige Gletscher bestauen, mit Seelöwen schwimmen, Machu Picchu erkunden, auf dem Äquator stehen, wilde Jaguare beim Faulenzen beobachten, in der Karibik schnorcheln, über die Brooklyn Bridge spazieren, einen aktiven Vulkan besteigen und den grössten Salzsee der Welt befahren. Das sind nur einige der Höhepunkte, die wir im vergangenen Jahr erleben durften. Wieso sollten wir also aufhören mit etwas, das uns so viel Freude bereitet? Unsere Reise geht weiter, der Rückflug ist noch immer nicht gebucht und viele weitere Höhepunkte liegen vor uns.

Wie lange wir noch unterwegs sind, steht in den Sternen!
Wie lange wir noch unterwegs sind, steht in den Sternen!